Welchen grünen Fonds sollten Sie nehmen?

Welchen grünen Fonds sollten Sie nehmen?

Gar nicht so einfach zu beantworten.

Der Großteil der als „nachhaltig“ ausgewiesenen Fonds investiert zu einem mehr oder weniger großen Anteil auch in nicht nachhaltige Unternehmen. Wie das sein kann? Dafür gibt es mehrere Gründe.

Der Best-in-Class-Ansatz

Best-in-Class, also „Klassenbester“, ist jenes Unternehmen, welches in der jeweiligen Branche nachhaltiger ist als alle anderen. Das Problem hierbei ist, dass keine Branchen herausgefiltert werden. So könnte es rein theoretisch sein, dass das nachhaltigste Kohlekraftwerk gewählt wird, weil es im Gegensatz zur Konkurrenz (andere Kohlekraftwerke) auf recyceltem Papier druckt. Das ist natürlich ein übertriebenes Beispiel, aber so ähnlich funktioniert diese Strategie.

 

Ausschlusskriterien

Anhand von Ausschlusskriterien werden bestimmte Branchen und / oder Unternehmen komplett ausgeschlossen. Das sorgt erstmal dafür, dass man nicht „nicht-nachhaltig“ investiert. Nachhaltig ist man mit Ausschlusskriterien nicht zwangsläufig unterwegs. Ein weiteres Problem dabei ist, dass sich viele Fonds hier mal wieder eine Tür offenhalten. Sie schließen eine bestimmte Branche aus, jedoch nicht komplett. Ein Beispiel hier könnte sein, dass Unternehmen ausgeschlossen werden, die mehr als 5 Prozent ihrer Umsätze mit Rüstungsgütern verdienen. Unternehmen, die also nur zu einem kleinen Teil an der Rüstungsproduktion beteiligt sind, dürfen damit in den Fonds aufgenommen werden.

 

Auf dem Weg zu einheitlichen Standards?

Momentan arbeiten viele Stellen (bspw. die EU) an Regelwerken, die klarer definieren sollen, welche Kriterien ein Fonds erfüllen muss, um sich nachhaltig zu nennen. So soll sogenanntes „Greenwashing“, also die falsche Deklarierung als nachhaltiger Fonds, besser eingedämmt werden.

Die Problematik dabei ist, dass ein Regelwerk, so gut es auch sein mag, nicht alleine bzw. nicht sofort helfen kann. Es fehlen schlichtweg Zahlen und Fakten zu den Unternehmen, um diese überhaupt in nachhaltig und nicht nachhaltig einteilen zu können. Solange diese Infos nicht in ausreichender Quantität und Qualität vorhanden sind, bleibt es kompliziert.

Dennoch wird der Markt von Zeit zu Zeit übersichtlicher und es erscheint ein Licht am Ende des Tunnels.

Nachhaltigkeits-Siegel / -Initiativen

Auch jetzt schon gibt es Initiativen, denen sich Unternehmen anschließen könnten oder auch Siegel / Standards für nachhaltige Fonds. Auch wenn manche Siegel schon ein guter Indikator sind, kann man sich leider noch nicht zwangsläufig verlassen. Viele Fonds, die solche Standards erfüllen, sind ganz und gar nicht nachhaltig.

Ob dies an zu minimalistischen Siegeln / Initiativen oder der nicht zuverlässigen Umsetzung dieser liegt, lässt sich nur im Einzelfall beurteilen.

So ist es allerdings wenig überraschend, dass die US-Börsenaufsicht laut dem Wall Street Journal aktuell Ermittlungen gegen die DWS, einen großen Fondsanbieter, aufgenommen hat. Verdacht: Greenwashing.

 

Activ Ownership

Auch wenn wir gerade sehr detailliert darüber gesprochen haben, wie angeblich nachhaltige Fonds in nicht-nachhaltige Unternehmen investieren, so gibt es hier nicht nur schwarz und weiß. Es kann durchaus nachhaltig sein, sich an nicht-nachhaltigen Unternehmen zu beteiligen. Durch Active Ownership. Also durch das Beeinflussen der Unternehmen in eine nachhaltige Richtung. Als großer Investor, hat der Fondsmanager natürlich einen Einfluss, immerhin gehört ihm häufig ein nicht unerheblicher Teil des Unternehmens. Durch Gespräche kann er versuchen die Geschäftsführung zu überzeugen nachhaltiger zu agieren. Natürlich kann er auch seine Stimmrechte, die ihm gesetzlich zustehen, ausnutzen. Ggf. kann er mit anderen Anteilseignern zusammen, die Geschäftsführung auch ohne deren Einsicht zum nachhaltigen Handeln zwingen. Führt nichts zum gewünschten Erfolg bleibt es ihm, die Aktien zu verkaufen und so den Aktienkurs zu drücken. So hat das nicht-nachhaltige Unternehmen einen wirtschaftlichen Schaden und ist weniger wettbewerbsfähig.

Ob und wie ein Fondsmanager Active Ownership betreibt ist nicht so einfach nachzuvollziehen. Allerdings wird auch dies in künftigen Regelwerken berücksichtigt werden und veröffentlich werden müssen.

 

Wo finde ich nun nachhaltige Fonds?

Wer wirklich nachhaltig investieren möchte, dem bleibt nichts anderes übrig als zu recherchieren. Dazu gehört auch, sich zunächst selbst Gedanken zu machen und für sich zu definieren, was nachhaltig ist. Dann können Sie auf die Suche gehen und müssen genau prüfen, wie ein Fonds seine Nachhaltigkeit definiert und ganz wichtig: ob und wie er sie auch umsetzt! Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass ein Fonds, welcher in den Top 10 Positionen bereits diverse und offensichtlich nicht-nachhaltige Unternehmen hat, sehr wahrscheinlich nicht nachhaltig ist.

Übrigens: Nachhaltig bedeutet nicht gleichzeitig, dass die Rendite zu kurz kommt! Manche nachhaltige Fonds haben tatsächlich sogar bessere Renditen erzielt als vergleichbare nicht-nachhaltige Fonds. Tendenz steigend!

Unser Rat: Verirren Sie sich nicht alleine im Fonds-Dschungel, sondern wenden Sie sich an jemanden mit Expertise!

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