Die Silicon Valley Bank ist Pleite – droht die nächste Finanzkrise?

Die Silicon Valley Bank ist Pleite
– droht die nächste Finanzkrise?

Die Silicon Valley Bank (SVB) ist pleite. Sie hat sich „verzockt“ könnte man sagen. Der Grund ist eigentlich recht simpel. Dazu muss man sich kurz vor Augen führen, wie eine Bank arbeitet. Ganz einfach gehalten leiht sich eine Bank an einer Seite Geld und verleiht bzw. investiert es auf der anderen Seite. Im Idealfall nimmt sie dabei mehr Zinsen ein, als sie zahlt. Bei der SVB war das nicht mehr der Fall.

Hintergrund waren die Zinserhöhungen der FED (Federal Reserve Bank) also die Zentralbank der USA. Die hat ähnlich der EZB in Europa, die Zinsen erhöht. Das stellt i.d.R. keine existenzbedrohenden Probleme für Banken dar. Eine gut aufgestellte Bank hat durch Zinsänderungen ähnlich viele Nachteile wie auch Vorteile. Dafür muss die Bank Vorkehrungen treffen. Manche Banken gehen höhere Risiken ein als andere. Denn wer höhere Risiken eingeht, hat die Chance auf höhere Erträge.

Der Grund, warum es bei der SVB zur Pleite kam, ist die spezielle Strategie der SVB gewesen. Sie hat die eingenommen Kundengelder (also deren Guthaben auf bspw. Girokonten) im großen Maße in verzinste Wertpapiere investiert. Das ist generell erstmal nichts ungewöhnliches, nur hat die SVB das prozentual deutlich höher als andere Banken getan. Anders als ausgegebene Kredite an andere Kunden oder Banken, haben verzinste Wertpapiere einen Kurs. Dieser Kurs ist mit den Zinserhöhungen eingebrochen. Die Bank bekam also weniger zurück, als sie angelegt hat. Die Kundengelder muss sie aber in voller Höhe zurückzahlen. Da andere Banken die Zinsen für Ihre Kunden erhöht haben, musste die SVB gleichzeitig auch Ihre Zinsen erhöhen, da sonst massenhaft Gelder abgezogen worden wären. Die SVB musste so ihren eigenen Kunden immer mehr Zinsen zahlen und hat selber mit diesem Geld Verluste gemacht. So etwas kann nicht lange gut gehen.


Da die SVB eine vergleichsweise kleine Bank ohne Systemrelevanz war, hat dies nicht die Auswirkungen wie die Pleite der Lehman Brothers 2008. 
Die SVB war nicht nur klein, sondern hatte sich auch auf eine Branche spezialisiert. Zu ihren Kunden zählten hauptsächlich Start-Ups, davon viele aus der Technologiebranche. Als Folge der SVB Pleite haben diese Werte auch überproportional an Wert verloren. Aber auch andere Branchen und Regionen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Auch wenn die Pleite der SVB alleine keine Finanzkrise auslösen sollte, besteht natürlich größere Vorsicht am Markt. Das allein lässt die Kurse fallen und setzt andere Banken unter Druck. Die Credit Suisse benötigte durch diesen Druck Unterstützung von der Schweizer Notenbank. Der Aktienkurs war durch die Vorsicht der Aktionäre so weit eingebrochen, dass die Liquidität der Bank zu kippen drohte.

So mancher wird sich gerade sicher fragen, warum die verzinsten Wertpapiere im Wert gefallen sind. Schließlich steigen doch die Zinsen, das sollte es doch attraktiver machen in verzinste Wertpapiere zu investieren. Das ist grundsätzlich keine falsche Annahme, bezieht sich allerdings auf neu ausgegebene verzinste Wertpapiere.

Ein verzinstes Wertpapier kann bspw. von Unternehmen oder auch Staaten ausgegeben werden. Es ist eine Geldbeschaffungsmaßnahme. Andere Personen, Firmen oder Staaten können diese Wertpapiere kaufen. Sie überweisen dem sogenannten Emittenten (Herausgeber des Wertpapiers) also Geld. Dieser händigt im Gegenzug das Wertpapier aus. Früher konnte man diese Papiere tatsächlich in der Hand halten (wie Aktien übrigens auch) heute läuft das alles elektronisch. Das Wertpapier wird also in ein Depot eingebucht. Wer dieses Wertpapier besitzt, bekommt das Geld irgendwann zurück überwiesen. Dabei ist es egal wer das Wertpapier zuerst gekauft hat, es zählt, wer es gerade besitzt. Es kann also problemlos verkauft und einfach an der Börse gehandelt werden. Daher haben diese Wertpapiere auch einen Kurs. Dieser bemisst sich ganz einfach an Angebot und Nachfrage. Wenn ein Unternehmen in Schieflage gerät, gibt es weniger Nachfrage nach dessen Anleihen. Denn wer weiß, ob sich das Unternehmen erholt und ob man das Geld am Ende des Tages überhaupt zurück erhält. Daher fällt der Kurs.

Ähnlich verhält es sich bei steigenden Zinsen. Denn in vielen Fällen werden solche Wertpapiere verzinst. Sonst würde man ja nicht einfach sein Geld verleihen. Häufig ist dieser Zins fest für die gesamte Laufzeit vereinbart. Steigen die Zinsen nun, werden neue verzinste Wertpapiere ebenfalls höher verzinst. Dadurch fallen die alten, niedriger verzinsten Wertpapiere im Kurs. Denn wenn die Anleger die Wahl haben zwischen 4% Zinsen und 2% Zinsen, werden sie sich für die 4% entscheiden. Das verringert die Nachfrage der 2% Papiere und dadurch fällt der Kurs. Also eine Anleihe für bspw. 10.000,-€, kann an der Börse vielleicht nur 9.000,-€ wert sein. Wer dieses Wertpapier kauft, bekommt vom Emittenten also 1.000,-€ mehr zurück, als er selber bezahlt hat. Das ist eine Zusatzrendite, die auch Anleihen mit niedrigeren Zinsen attraktiv machen kann.

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